Reisebericht Italien 29.03.-03.04.2019

 

Doris und ich hatten schon länger vor unsere beiden Tierschützerinnen vor Ort in Latina, Tina und Adelaide, mit denen wir zusammen arbeiten zu besuchen und damit auch persönlich kennenzulernen und uns die Situation vor Ort anzuschauen. Auch ein Besuch im Canile und in der Pension, in der wir einige Hunde untergebracht haben, ist geplant.

 

Am Freitag, 29.03.2019 morgens ging es los. Wir fuhren zuerst Richtung Luganer See, wo wir am Nachmittag ankamen. Dort trafen wir uns mit Sabine, einer weiteren Tierschützerin, die uns sehr hilft, vor allem bei sprachlichen Problemen, da wir kein italienisch sprechen.

Bei Sabine verbrachten wir einen sehr schönen Abend und wurden von ihr köstlich bekocht.

 

Bei den Gesprächen über den Tierschutz ging die Zeit vorbei wie im Flug und es hieß Arrividerci/Auf Wiedersehen zu sagen.

Nach der Übernachtung im Hotel ging es am Samstagmorgen nach dem Frühstück weiter Richtung Latina. Nach knapp 750 km kamen wir am frühen Abend müde in unserem Hotel an.

 

Am Abend trafen wir uns dann mit Tina, ihrem Freund Carlo und Adelaide. Wir verstanden uns von Beginn an super gut, hatten viel Spaß miteinander und die Verständigung klappte mit englisch, Händen und Füssen und dem Google-Übersetzer meistens problemlos.

 Als erstes machten wir einen Spaziergang in der Altstadt von Sermoneta. Diese ist in oder an den Berg gebaut und wunderschön. Auch der Panoramablick von dort bis zum Meer ist bezaubernd.

Mit einem wunderschönen Abendessen in einem Lokal endete unser erster Tag in Latina.

Am Sonntagmorgen stand ein Waldspaziergang mit einer Gruppe, die den Besitzern von Hunden Tipps im Umgang mit den Hunden gibt, auf dem Programm. Das war ein Pflichttermin von Adelaide und Tina. Für uns war es interessant zuzuschauen.

 

Während des Spaziergangs erzählten die Beiden von einem alten Schäferhund, der sein ganzes Leben im Canile eingesperrt ist. Doris und ich überlegten kurz und dann begann die Rettungsaktion. Wir sagten Tina und Adelaide, dass wir die Pensionskosten übernehmen, wenn der kleine Kerl da raus kann. Nach einigen Anrufen im Canile war klar, dass er raus konnte, nach weiteren Anrufen war ein Platz in der Pension gefunden. Franca, eine freiwillige Helferin fuhr zum Canile, holte Felix (so hatten wir ihn inzwischen genannt) ab und brachte ihn zu sich nach Hause.

 

Nach dem Spaziergang fuhren wir zu Franca und holten Felix ab. Es ging in Richtung der Pension, in der wir schon Esther, Elvira, die beiden alten Schäferhündinnen sowie unseren Jasper untergebracht haben. Dadurch, dass Jasper Mitte April nach Deutschland vermittelt ist, war es möglich Felix dort unterzubringen, da damit wieder ein Platz frei ist.

Die Pension ist ca. 1,5-2 h Richtung Rom von Latina entfernt.

Nachdem wir Felix übergeben hatten, sahen wir uns in der Pension um. Es leben geschätzt ca. 80 Tiere hier. Sie bewegen sich überwiegend frei und es sind viele ältere Hunde dabei.

 

Unser Jasper flitzte wuselig und nett durch die Gegend. Er hat einige Kilos zu viel auf den Rippen. Da hat seine Familie erst mal was zu tun.

In einem der Gehege hat Doris die alte Schäferhündin Lupa entdeckt und sich unsterblich verliebt.

Sie möchte Lupa adoptieren und nach Deutschland bringen. Bis der Papierkram und die Impfung erfolgen, wird noch etwas Zeit vergehen. So lange muss Doris bzw. Lupa noch warten.

Als wir nach ca. einer Stunde die Rückfahrt antraten stand Felix schon mittendrin und wedelte ganz vorsichtig mit seiner Rute. Es war ein sehr bewegender Moment. Nach 12 Jahren Gefängnis in so kurzer Zeit so glücklich zu wirken, da kamen mir schon die Tränen. Die Tiere haben einfach ein Herz aus Gold.

 

Wir waren alle müde und kaputt aber glücklich einer armen Seele wenigstens die letzte Zeit seines Lebens so angenehm wie möglich zu gestalten. 

Am Abend waren wir wieder zurück in Latina.

Kurz frisch machen und weiter zum Abendessen. Wir trafen uns mit weiteren Freiwilligen in einem Lokal in Sabaudia, am Meer, zu einem gemeinsamen Abendessen. Auch hier wurden wir sehr nett aufgenommen, hatten wieder viel Spaß zusammen und es war ein sehr schöner Abend für uns.

 

Nach einer kurzen Nacht geht es am Montag weiter. Der Besuch im Canile steht auf dem Programm.

 

Wir werden auf der Fahrt ganz ruhig, denn wir wissen nicht genau was auf uns zu kommt, wieviele Hunde es sein werden und wie wir es mental verkraften werden.

Im Canile angekommen meldet Adelaide uns an und dann starten wir den Rundgang zu fast allen Hunden. Zuerst geht es in die kleineren Gehege mit ca. jeweils ca. 10-12 Zwingern. Hier ist es noch relativ ruhig. Ein Hund hatte eine dick geschwollene linke Gesichtshälfte. 2 Staff-Mischlinge waren sehr abgemagert und wollten unbedingt raus aus ihrem Verlies.

 

Als nächstes kamen die Zwinger der Hunde, die zur Zeit in Behandlung sind. Z.B. abgemagert gefunden, Operationen, Epilepsie usw. Hier war eine schon unheimliche Ruhe, so habe ich es jedenfalls empfunden. Hier sahen wir auch unseren Robin, für den wir unbedingt ein Zuhause suchen. Er leidet an Epilepsie.

Danach kommen wir an einigen Zwingern mit Welpen vorbei. Das bricht einem schon das Herz, die kleinen da drin zu sehen.

 

Weiter geht es in eine Unmenge von Reihen mit Zwingern. In der Mitte ist jeweils ein schmaler Gang und rechts und links Zwinger, gefüllt mit den verschiedensten Hunden von groß bis klein. Der Geräuschpegel ist unglaublich hoch. Man kann sich denken was das für einen Stress für die Hunde bedeutet.

Wir haben auch viele abgemagerte oder verletzte oder gestresste und abgestumpfte Hunde gesehen. Diese Blicke gehen direkt ins Herz: Sie sagen: Bitte holt uns hier raus, bitte!

 

Um diese Eindrücke zu verarbeiten werden wir wohl noch einige Zeit brauchen. Aber es war wichtig, dass mit eigenen Augen zu sehen. Wir können jetzt viel besser verstehen was Tina und Adelaide hier leisten. Davor ziehen wir den Hut. Chappeau !

Auch für unsere Vermittlungsarbeit war dieser Besuch im Canile wichtig. Wir können den zukünftigen Adoptanten jetzt die Augen öffnen, und Ihnen erzählen wie die Hunde da leben (müssen).

 

In einem der Zwinger sahen wir MAD. Er wird im Mai nach Deutschland ausreisen. Er ist abgemagert. Er hat in seinem Zwinger, mit jungen wilden Hunden, viel Stress und hat sich ständig im Kreis gedreht.

Tina ist eine alte Boxer-Mix-Hündin aufgefallen: 15 Jahre in Canile, reingekommen im Alter von 2 Monaten. Unfassbar ! Sie hat beschlossen sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Wir haben sie Doris genannt. Auch Mario will sie morgen mitnehmen in ihr Zuhause.

 

Mir ist unter den vielen Hunden einer ganz besonders aufgefallen. Wir haben ihn Mario genannt. Er war übersät mit Grinden. Was genau für eine Hautkrankheit bzw. Milben er hat ist noch nicht bekannt.

Im selben Zwinger ist auch eine alte kleine Hündin mit Leishmaniose. Während wir dort waren tropfte Blut aus ihrem Ohr. Wie können wir helfen?

 

Zum Schluss sahen wir uns noch das Katzenhaus bzw. -gehege an, wo auch die Katzentests mit den Hunden durchgeführt werden.

Beim Verabschieden trafen Tina und Adelaide auf einen der Tierärzte. Ihn baten Sie Mad in einen Einzelzwinger zu setzen, damit er weniger Stress hat, nach dem Hund mit dem geschwollenen Gesicht zu schauen und nach dem kleinen Mario mit seinen vielen Schrunden und geschwollenen, offenen Pfoten.

Tina und Adelaide vereinbarten, am nächsten Tag die alte Hündin Doris und Hund Mario abzuholen. Tina wird sie adoptieren.

 

Am Nachmittag holten wir gemeinsam 2 Hunde bei einer Frau ab und brachten sie zum Tierarzt. Die Dame kümmert sich nicht um ihre Hunde. Die Hündin hatte 8 Welpen, wovon 7 starben, z.T. wurden sie überfahren. Die beiden Hunde sollen kastriert werden, damit das nicht wieder passiert. Die Kosten übernimmt der Verein von Tina und Adelaide.

Beim Tierarzt trafen wir wieder auf Franca und noch auf eine andere Freiwillige. Sie hatte 4 Welpen dabei, die ihre erste Impfung bekamen. Wir durften mit dabei sein und die Kleinen halten. Wir waen froh, Welpen in Freiheit zu sehen.

 

Auf dem Rückweg lag eine Katze auf der Straße, angefahren. Adelaide und Doris holten sie von der Straße. Sie war noch warm. Also mit der Katze schnell zurück zur Tierärztin gefahren. Da war die Katze schon tot. Sie hatte keine Chance. Die Rückfahrt verläuft sehr leise. Wir sind alle sehr traurig.

Wir lernten Roberta kennen, die in ihrem Haus immer wieder Hunde und Katzen aufnimmt. Auch Anna Maria hat jede Menge Hunde, davon viele Welpen, bei sich aufgenommen. Es ist ein sonniger Tag und wir verbringen bei beiden eine schöne Zeit.

 

Am Abend waren wir bei der Familie von Tina zum Abendessen eingeladen. Es gab köstliche Meeresfrüchte und Fisch. So lecker habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Es war ein sehr schöner Abend in netter Atmosphäre mit einer sehr netten Familie.

 

Als wir dann am späten Abend in unserem Hotel waren, konnte ich nicht einschlafen. Die Eindrücke aus dem Canile schwirrten in meinem Kopf. Das musste erstmal verarbeitet werden. Ich hatte es mit ja schon so ähnlich vorgestellt. Aber es direkt mitzuerleben ist doch noch mal was anderes.

 

Und schon steht der letzte Tag vor der Tür:

Morgens fahren wir wieder ins Canile um die Hunde Doris und Mario abzuholen. Doris können wir mitnehmen. Mario haben sie zur Behandlung in die Krankenstation gesetzt und sind nicht bereit ihn zu Tina zu geben. Erst müsste erst die Behandlung, ca. 1 Woche, abschließen.

 

In der Zeit des Wartens auf die Hündin Doris,  geht Doris nochmal zu Robin. Sie sagte er liegt merkwürdig da. Ich gehe auch hin und er zuckt und hat gerade einen epileptischen Anfall. Wir informieren sofort Adelaide und sie holt sofort den Tierarzt. Robin bekommt Valium und noch ein Präparat und ist auf der Krankenstation. Wir hoffen, dass er sich bald erholt.

 Tina und Adelaide kommen mit der Hündin Doris und los geht es zu einem Hundesalon, wo sie gewaschen wird. Sie ist zwar sehr schwach, aber es tut ihr glaube ich ganz gut, den Canile-Geruch abzustreifen.

 

In dieser Zeit gehen wir schnell etwas zu Mittag essen. Die Freiwillige Manu hat uns dabei begleitet.

Danach geht es nochmal zum Tierarzt, das Herz untersuchen lassen.

 

Im Haus von Tina legt Adelaide sie in den weichen Korb und Doris schläft ziemlich schnell ein. Wir hoffen, dass sie wieder auf die Beine kommt.

Heute besuchen wir 2 Freiwillige, die jeweils einen Pflegehund aufgenommen haben. Eine war Tip, die Tochter von der Cocker-Hündin Mirta. Tip ist sehr scheu.

Am späten Nachmittag besichtigen wir mit Tina, Carlo, Adelaide und zwei Hunden die römischen Ruinen der alten Stadt Norma.

 

Adelaide fragte uns, ob wir einen Junghund auf unserer Rückreise morgen mit nach Verone/Affi nehmen könnten. Wir also eine Staffetta in den Norden fahren (das machen viele Italienische Freiwillig fast jedes Wochenende). Er hat dort eine Pflegestelle. Der Kleine heißt Brandon. Er wurde vergifte, aber man konnte sein Leben retten. Es geht ihm gut.

Am Abend essen wir in einem sehr hübschen Lokal in der Altstadt von Sermoneta zu Abend und lassen unseren Besuch langsam ausklingen. Auch heute leistete uns Manu Gesellschaft.

 

Nach einer lieben Verabschiedung und der Versicherung, dass das nicht das letzte Mal sein wird, wo wir uns sehen werden, ging es zurück ins Hotel.

Nach eine kurzen Nacht ging es um 08:45 los. Erst zu Tinas Eltern eine Box für den kleinen Brandon holen. Als nächstes zum Tierarzt und ihn abholen. Anna Maria wartete dort schon mit ihm. Impfpass einpacken und los gings.

 

Wir waren noch nicht lange unterwegs, da erbrach sich der Kleine. Also Stop und erst mal alles sauber machen. Danach war Brandon sauber und Doris und ich dreckig 😊. Danach legte er sich hin und schlief bis fast zur Ankunft in Affi. Die Übergabe klappte gut und dann gings weiter Richtung Deutschland.

Auf eine weitere Nacht im Hotelzimmer wollten wir lieber verzichten und fuhren direkt nach Hause. Gegen 23:30 Uhr kamen wir ziemlich müde bei mir Zuhause an.

 

Fazit:

Wir sind glücklich Sabine kennenlernen zu dürfen. Sie ist so hilfsbereit und hat immer ein offenes Ohr für unsere Probleme. Wir helfen uns gegenseitig wo immer es geht.

 

Wir haben mit Tina und Adelaide 2 junge Tierschützerinnen kennengelernt, die mit Herzblut seit 8 Jahren für die Tiere da sind. Sie haben einen Verein gegründet, mit dem wir gerne zusammenarbeiten. Zusätzlich betreut Adelaide ein Rudel Straßenhunde (Maremmani) in ihrer Heimatstadt. Sie sind scheu und lassen sich nicht anfassen, aber sie freuen sich, wenn Adelaide zu ihnen kommt.

Gemeinsam haben wir schon viel erreicht und wollen das weiter ausbauen.

 

Die Erfahrung ein italienisches Canile von innen zu sehen werde ich so schnell nicht vergessen und möchte sie nicht missen. Diese Eindrücke und die vielen Hunde (von denen ich den meisten nicht helfen kann) haben sich in meinem Kopf festgesetzt.

Meine Bewunderung gilt Tina und Adelaide, die sich ganz oft im Canile aufhalten und sich um diese geschundenen Seelen kümmern.

 

Wir wissen jetzt, dass unsere Entscheidung richtig war, einen Verein zu gründen und uns um die Vermittlung von italienischen Hunden zu kümmern und Spenden für Operationen, Pensionen oder Pflegestellen zu sammeln.